Wir sind doch Schwestern - dann müssen wir uns doch auch lieben, genauso empfinden, einander verstehen, zusammenhalten, an einem Strang ziehen, uns Nähe wünschen. Viele Frauen, die in unsere Workshops kommen, haben bestimmte Erwartungen und Bilder davon, wie sie sich ihre Schwesternbeziehungen wünschen. Auch von der Gesellschaft wird von Frauen bzw. Schwestern eher als von Männern / Brüdern erwartet, verträglich und harmonisch miteinander zu sein.
Doch Nähe zwischen Schwestern ist eher als ein Geschenk zu betrachten denn als ein Gesetz: Sie entsteht weder zwangsläufig noch ist sie selbstverständlich. Manchmal ist sie einfach da und wird von den Schwestern gleichsam empfunden – das ist ein Glück. In einigen Fällen haben die familiären Erfahrungen der Schwestern und das Verhalten ihrer Eltern dazu beigetragen, dass sich eine gute, tragfähige Beziehung entwickeln konnte. Häufig jedoch muss sie mehr oder weniger hart erarbeitet werden.
Manches Mal verlieren sich Schwestern auch aus den Augen und durchleben im Laufe der Zeit ihre ureigensten Lebensgeschichten, um vielleicht erst im hohen Alter wieder zueinander zu finden ... wie die Schwestern in dem Roman „Wir sind doch Schwestern“ von Anne Gesthuysen.
Hier geht es um drei Schwestern und ihre drei Lebensgeschichten, die sich über das ganze 20. Jahrhundert erstrecken. Die drei treffen sich anlässlich des 100. Geburtstages von Gertrud, Paula ist 98 Jahre alt und das „Nesthäkchen“ Katty 84. Im Verlauf der Geschichte lernt man die Geheimnisse und Verstrickungen der Schwestern kennen und wie sie sich auch als alte Frauen immer noch gegenseitig die Knöpfe drücken und dabei wieder zu „Kindheits-Geschwistern“ werden können. Anne Gesthysens Roman – auf der wahren Geschichte ihrer Großtanten beruhend – ist auch ein Plädoyer für Vergeben-können.
Wir sind doch Schwestern
Anne Gesthuysen
Kiepenheuer & Witsch-Verlag, 2012
Diese Geschichte wurde nun verfilmt und wird am 22. Dezember um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.
Es ist ein fesselnder Roman, der nebenbei auch Lust aufs Älterwerden macht – wir sind sehr auf die Verfilmung gespannt!