Geschwistertrauer

Cordula Ziebell

Mit den Eltern
verliert man seine Vergangenheit,
mit einem Kind
die Zukunft
und mit einem Partner
verliert man die Gegenwart.
Mit einem Bruder oder einer Schwester
verliert man alle drei zugleich.
(Antoine de Saint-Exupéry, ergänzt von Freya v. Stülpnagel)

Am 8. Dezember ist Weltgedenktag für alle verstorbenen Kinder (Worldwide Candle Lighting). Es finden weltweit Gedenkfeiern für verwaiste Eltern und Geschwister statt, bei denen Lichter und Kerzen für die Verstorbenen – sei es als Kind oder Erwachsene - angezündet werden.

Ja - Geschwister einer verstorbenen Schwester oder eines verstorbenen Bruder sind ebenfalls „verwaist“!

Was passiert, wenn Geschwister sterben?

Das Familiensystem ist ein empfindsames Gefüge, das durch den Tod eines Geschwisters in einen tiefgreifenden Ausnahmezustand gerät - vergleichbar mit einem Mobile, dem man einen Teil abschneidet.
Doch der Verlust von Geschwistern wird vom Umfeld häufig leider immer noch nicht als wirklich schwerwiegend und leidvoll für die zurückbleibenden Geschwister anerkannt. Die Aufmerksamkeit und das Mitgefühl konzentrieren sich dann meistens hauptsächlich auf die Eltern, die Partner/innen und die Kinder der Verstorbenen. Die Geschwister können dabei sogar in die Rolle der Tröstenden geraten. Obwohl sie doch auch betroffen sind und leiden – und als Kinder sogar unter einem doppelten Verlust: sie haben nicht nur ihre Schwester/ihren Bruder verloren, sondern auch die Eltern, wie sie einmal waren.

Neue Rollen in der Familie können entstehen, zum Beispiel muss ein hinterbliebenes Geschwisterkind möglicherweise den verstorbenen Bruder als den Betreuer für die Eltern ersetzen. Oder die verstorbene Schwester war das Lieblingskind der Mutter und das Geschwister versucht verzweifelt, diese Lücke auszufüllen oder hat sogar Schuldgefühle, dass es noch lebt.
Besonders erwachsene Geschwister erleben es sehr häufig, dass sie gleich zu Beginn ihres Trauerweges keinen Raum finden, sich mit ihrem eigenen Schmerz und Verlust zu beschäftigen. Im Gegenteil: für viele kann diese Verkennung einen weiteren Stressfaktor und zusätzliches Leid auslösen und das Gefühl von Geringschätzung kann den Schmerz noch vergrößern. Meist geschieht und bleibt dies unbewusst.

Wenn die Beziehung zur verstorbenen Schwester/zum verstorbenen Bruder ambivalent, konfliktbeladen oder gar durch Kontaktabbruch belastet war, kann der Trauerprozess dadurch zusätzlich erschwert werden:

  • Vielleicht gibt es noch Fragen, die man seinem Geschwister eigentlich noch hätte stellen wollen.
  • Vielleicht sind aus ungelösten Konflikten Gefühle wie Verletzung, Wut oder Reue und Schuldgefühle hängen geblieben.
  • Oder es gibt bisher noch nie ausgesprochene Gefühle von Wertschätzung, Respekt, Liebe ...
  • Vielleicht besteht auch Jahre oder Jahrzehnte nach dem Verlust des Geschwisterkindes noch ungelebte Trauer - Steckengebliebenes und Belastendes, das bisher noch nicht angeschaut werden konnte.

Die Beziehung zwischen Geschwistern ist potentiell die am längsten bestehende des Lebens. Geschwister kennen sich von klein an und - wenn die Beziehung gut ist – bleiben sie einander verbunden und begleiten sich ein Leben lang. Dann ist der Tod eines erwachsenen Geschwisters, gleich welchen Alters, ein einschneidender Verlust und kann bis ins hohe Alter belastend wirken, wenn kein Weg gefunden wird, ihn anschauen und betrauern zu können.

Es ist heilend, dieser komplexen Trauer einen Platz zu geben und einen Ausdruck zu verleihen.

Auch ist es sehr hilfreich und tröstend, zu erkennen, dass die Beziehung mit allen dazugehörenden Gefühlen spürbar bleibt - auch wenn die Schwester/der Bruder körperlich nicht mehr anwesend ist.
Und es gibt Wege, die innere Beziehung zu ihr/ihm weiterhin gestaltbar und lebendig sein zu lassen.

Genauso stark belastend ist die Situation für Geschwister, wenn die Schwester oder der Bruder an einer lebensbedrohlichen bzw. todbringenden Krankheit leidet. Auch hier ist es überaus heilsam, wenn ein Weg gefunden wird, den Schmerz und die Trauer angemessen ausdrücken zu können und einen friedvollen, versöhnlichen Abschied mit der sterbenden Schwester/dem sterbenden Bruder zu gestalten.

In dem Schwestern- Workshop "Geschwistertrauer" biete ich eine geschützte, einfühlsame und unterstützende Atmosphäre, in der sich die mit dem erlittenen oder drohenden Verlust verbundenen Gefühle und Gedanken entfalten und neu ordnen dürfen. Im Rahmen einer kleinen Gruppe können sich Frauen unter Gleichbetroffenen über ihre Erfahrungen austauschen und werden von mir als Gestalttherapeutin und Trauerbegleiterin professionell unterstützt.

Information & Anmeldung: HIER

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